Meine Seele ging in meiner Kindheit durch viele Ängste.
Aus Sorge um meine Familie, in der das Leben aus Angst VOR dem Vater, und die Sorge UM meine Mutter geprägt war.
Die Angstwolke wurde zur ständigen Begleitung, aus der es kein Entkommen gab.
Ich verlor das Ur-Vertrauen, auf das jedes Kind ein Anrecht haben sollte. Wie auch auf auf Licht und die Liebe seines Geburtsrechtes.
Morgens wachte ich mit Sorgen auf, abends ging ich schlafen damit.
Je leiser mein Vater wurde, um so mehr wuchs die Gefahr auf Gewalteinwirkung in der Familie!
Die Mutter war ständig krank. Sie kannte keinen andere Ausweg, als ständig von einer Krankheit in die andere zu schlüpfen.
Die ständig angespannte Atmosphäre, die in unserem Haus herrschte, nahm uns allen die Luft zum Atmen.
Die Launenhaftigkeit des Vaters schlug von einer Sekunde zur anderen um. Wenn ihm etwas nicht passte, mussten wir alle leiden.
Wir alle waren meine Mutter, und wir drei Schwestern.
Alles weibliche Geschöpfe, die er als Fußabtreter benutzen konnte.
Seine Wut auf das Leben, bekamen wir jeden Tag unkontrolliert zu spüren.
Wir wurden gedrillt auf gutes Benehmen, um seine Minderwertigkeit zu überdecken.
Wir waren sein Besitz, den er für alle Zwecke benutzen konnte, wie es ihm gerade gefiel.
Die leidende Mutter wurde von uns Kindern getröstet, weil sie sonst keinen Trost hatte.
Wir wuchsen auf, mit dieser Angst im Nacken und wurden zu Bettnässern, ich zur Schlafwandlerin.
Unsere Seelen kamen Tag und Nacht nicht zur Ruhe.
Ich fand etwas Halt im kindlichen Glauben an Gott und schloss mich einem Kinderchor an.
Die Märchenbücher, in denen ich mich mit den Opfern identifizierte, gaben mir Hoffnung.
Ich wartete darauf, dass das Gute über das Böse siegte.
Bei jeder Attacke, in denen meine ältere Schwester und ich für Nebensächlichkeiten geschlagen wurden, wurde ich zu einem Wurm, der sich in der Erde einbuddeln wollte. Wie es ihm gerade gefiel, so verlief der Tag.
Da ich aber nur diesen Vater kannte, dachte ich es wäre ein normales Verhalten.
An das Gute und die Gerechtigkeit i zu glauben fiel immer schwerer.
Ich ging in die Kirche, schaute nach oben, sah das Auge Gottes , des Vaters, fing an zu zittern und bekam Angst.
Worin meine beiden Schwestern Halt fanden, weiß ich nicht.
Ich versuchte beide zu beschützen, wo ich auch konnte, besonders die acht Jahre jüngere Schwester.
Ich konnte meinen Vater in diesem grausamen und fast sadistischem Verhalten nicht verstehen.
Erst viel, viel später als mich die Folgen dieser Sünde einholten, die an mir, an seinen Kindern und seiner Frau geschahen, verstand ich es.
Diese Erfahrungen meiner Seele, wurde zu meiner schmerzlichsten Erinnerungen. Sie wurden von mir verdrängt und nun musste ich sie fühlen, an Körper und Geist.
Jede verdrängte seelische und körperliche Verletzung, musste ich unter Schmerzen ausleben. Sie konnte man nicht durch Tabletten betäuben.
Ich habe es erlebt und überlebt, um von der Vergangenheit frei zu sein.
Ich kenne nur diesen schmerzlichen Weg der Heilung .
Er war ein armer Mensch, der an unschuldigen Menschen seine Wut in Gewalt ausleben musste.
Weil er selbst in seinem Leben das Opfer seines Vaters, seiner Familie und des zweiten Weltkrieges wurde.
Diese unbarmherzigen, unverdauten Erlebnisse, konnten aus der reinen Kinderseele meines Vaters einen grausamen, unkontrollierten Menschen machen.
Ich habe auch den Familienkrieg mitgemacht und habe es geschafft, aus mir einen friedlichen, offenen aber auch kritischen Menschen zu machen, weil ich daran gearbeitet habe. Mein Leben war es wert.
Ich wollte an das Gute im Menschen wieder glauben.
Das war und ist meine heilige Aufgabe.
Vergebung musste ich erst in einem langen Prozess lernen. Meine Haare sind dabei grau geworden.
Ich entschied mich, Frieden zu schließen mit dieser Sünde an unserer Familie.
Dein Erdenengelursula
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