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Mittwoch, 9. Oktober 2019

Der Brief einer verzweifelten Frau



Die Namen wurden geändert.

Hallo Michael,
ich wende mich jetzt in dieser Form an Dich, weil ich das Gefühl habe, dich nicht zu erreichen.
Meine Not kommt bei Dir nicht an.
Ich habe das Gefühl, dass Du meine Angst um Deine Gesundheit, nicht ernst nimmst.
Meine frühkindliche Erfahrung mit Alkohol, war immer mit Ärger, Schmerz und Streit verbunden. Hinzu kam das Gefühl des Ekels, wenn ich meinen Opa vollgekotzt in der Stube hab sitzen sehen.
Des Weiteren hat mein anderer Opa mich, unter dem Einfluss des Alkohols, missbraucht. 
Diese Übergriffe fanden nicht nüchtern statt, dann war ich sicher.
Oft überfällt mich diese Angst auch heute noch, wenn ich weiß, dass Du bei deinem Kumpel bist! 
Und auch bei anderen Gelegenheiten, wenn ich weiß, dass Du trinkst.
Um mich diesen Ängsten nicht stellen zu müssen, habe ich bis vor 2 Jahren, selbst zum Alkohol gegriffen.
Dann habe ich meine Ängste mit Sekt betäubt. Bis ich das Gefühl hatte, dass dieser Alkohol „Macht“ über mich gewonnen hatte.
Mit Hilfe der Erkenntnisse, die ich in meinen Behandlungen gewonnen hatte, konnte ich mir die Macht über mein Leben zurückholen.
Für mich und für unsere Kinder.
Lange habe ich gedacht, ich möchte nicht ein Leben lang auf Alkohol verzichten müssen!
So lange ich diesen Gedanken hatte, war ich nicht geheilt.

Erst jetzt, wo ich schmerzlich erkenne, wie weit deine Alkoholsucht voran geschritten ist, bin ich bereit für immer auf Alkohol zu verzichten.
 Auch um Dich bei Deiner Heilung zu unterstützen.
Jetzt habe ich das Bewusstsein, meine Macht zurück gewonnen zu haben.
Damit ist es aber nicht getan! Immer wieder gibt es Prüfungen, die testen, wie ernst es mir damit ist.
Ich habe mich im Internet mit den verschiedensten Typen des Alkoholismus und mit dieser Sucht beschäftigt.
Es hat sich für mich so dargestellt, dass Du ein sogenannter Beta-Typ bist. Das bedeutet, dass Du den Alltag noch meisterst, regelmäßig zur Arbeit gehst.

 Bei Freunden und Bekannten fällt es nicht auf. Dieser Alkoholiker-Typ ist leider oft von dieser Sucht abhängig, bevor es der Umwelt auffällt, dass etwas nicht stimmt.
Nachdem ich dieses herausgefunden hatte, ging es mir sehr schlecht. Ich bin kaum noch in der Lage gewesen, meiner Arbeit nachzugehen.

Hier Zuhause sehe keinen Sinn mehr, mich „abzuschuften“, obwohl ich gerne ein sauberes und gemütliches zu Hause hätte.
Mein Vorschlag ist, dass wir gemeinsam zu Deinem Hausarzt gehen, damit Realität in meine Ahnungen aus ärztlicher Sicht dazukommen.
Mit meinem Hausarzt habe ich bereits gesprochen, weil meine „Krankheiten“ letztendlich psychosomatischer Natur sind.
Ich bin nicht bereit nach der ganzen Arbeit an mir, jetzt von einer seelischen Krankheit in die nächste zu fallen.
Bevor das geschieht, muss ich mich trotz meiner Liebe zu Dir, von Dir trennen.

Eine andere Möglichkeit sehe ich für mich und unsere Kinder nicht, wenn Du Dir nicht helfen lässt.
Gerne bin ich bereit, diesen schweren Weg mit Dir zu gehen, wenn Du Dir Hilfe suchst. Allein werden wir es kaum schaffen, da bei Dir die Einsicht noch nicht gekommen ist.
Ich würde gerne mit Dir über diesen Brief reden!

Deine Frau


Mögen die Engel ihnen helfen, sich aus dieser Lebenssituation zu retten. 



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Dein Erdenengelursula

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