Ich
stand am Fenster und schaute auf den sanft herabfallenden Schnee. Flöckchen für
Flöckchen rieselte herab auf den Rasen und bedeckte ihn.
Weihnachten nahte und mit diesem Fest der
Liebe und des Friedens, auch die Erinnerungen.
Die
Dunkelheit brach herein und die Weihnachtsdekoration im Wohnzimmer auf den
Fensterbänken, wartete darauf mit ihrem warmen Schein, die Räume gemütlich zu
erfüllen.
Meine
Gedanken gingen in die Vergangenheit.
Wie
viele Jahrzehnte war es her, dass ich als kleines Kind mit roten Wangen voller
Erwartungsfreude vor dem festlich geschmückten Christbaum gestanden habe.
Meine
Mutter hatte darauf bestanden, dass ich mein Sonntagskleid anziehen sollte. Ich
hatte damals nur eins davon.
Auf
dem Weg in die Kirche hatte ich dann doch ein bisschen gefroren, aber doch der
Weihnachtsgeschichte mit offenen Ohren gelauscht und eindringlich mitgebetet.
Als
wir wieder zu Hause eintrafen, roch es herrlich nach leckerem Gänsebraten und
Rotkohl. Dieser köstliche Weihnachtbraten-Duft zog durch das ganze Haus und
wurde nur zu Weihnachten gegessen.
Alle
versammelten sich am gedeckten Küchentisch und meine Mutter lachte voller Stolz,
dass wir alle ihr Essen lobten und natürlich über unseren außerordentlichen,
guten Appetit.
Beim
gemeinsamen Abräumen des Tisches wurde geklärt, wer das Geschirr abwäscht und
wer es abtrocknet. Es musste jeder fleißig mithelfen.
In
der Luft lag eine knisternde Spannung.
Kommt
der Weihnachtsmann heute Abend?
Die
Verbindungstür zwischen Küche und Wohnzimmer war sorgfältig verschlossen
worden, damit wir ja nicht vorher den geschmückten Weihnachtsbaum zu sehen
bekamen.
Der
lästige Abwasch wurde schneller, als sonst fertig, denn wir warteten mit
pochenden Herzen, was da kommen mag.
Was
war das? War da nicht etwas?
Es
hörte sich fast so an wie Schlittengeläut. Dann klopfte es laut an der Haustür,
es polterte ganz fürchterlich, als wäre jemand gegen die Haustür gefahren.
Unser
Vater machte uns Zeichen leise zu sein, ich wäre am liebsten unter den Tisch
gekrochen, als er zur Haustür ging.
Wir
saßen wie festgeklebt auf der Küchenbank und hielten uns an den Händen. Der Weihnachtszauber packte uns.
Wir
hörten unseren Vater, als er den Weihnachtsmann begrüßte. Er wurde freundlich aufgefordert herein
zu kommen, da es doch so bitter kalt war.
Die
tiefe, dunkle Stimme des Weihnachtsmannes, die sich anhörte, als hätte er lange
keinen heißen Tee getrunken, antwortete: “Hab wenig Zeit, stelle nur die
Geschenke hier ab, denn es warten ja noch sooooo viele Kinder auf mich.“
Wieder
hörten wir ein Rumpeln und Poltern und unter den Worten:
“
Fröhliche Weihnachten und Danke, dass du bei und reingeschaut hast“, hörten wir
die Haustür mit lautem „Rums“ zufallen.
Wir
hielten die Luft an.
Hat
er uns was gebracht?
Wann
rief unser Vater uns endlich in das Weihnachtszimmer?
Uns
schlug das Herz bis in den Hals.
Dann
ertönte die helle Weihnachtsglocke, die uns dazu aufforderte in das festlich geschmückt Wohnzimmer eintreten zu dürfen.
Die
Kerzen des Baumes strahlten einen sanften, ruhigen Lichtschein aus.
Wir
standen wie die Orgelpfeifen in der Reihe und wurden aufgefordert unsere fleißig,
auswendig gelernten Weihnachts-Gedichte aufzusagen.
Ich
hatte immer Angst stecken zu bleiben und war heilfroh, wenn ich es hinter mir
hatte.
Danach
sangen wir alle gemeinsam: “Oh du fröhliche, oh du selige, gnadenbringende
Weihnachtszeit.
Dieser Heilige Abend war der einzige Tag im
Jahr, an dem Harmonie und Frieden in unserem Hause herrschte. Es war, als legte
sich die heilige Gnade wie ein sanfter Schleier auf unsere Familie.
Ich
fühlte die Engel, die hereinkamen, mit uns sangen und wieder den Raum verließen,
ihr Segen blieb für den Heiligen Abend bei uns.
Während
wir sangen, huschten unsere Augen durch das ganze Zimmer.
Wo
liegt mein Geschenk? Was bekomme ich? War ich doch nicht immer artig gewesen.
Vor
Aufregung versagte mir fast die Stimme beim Singen.
Dann
endlich durften wir uns endlich unsere Geschenke ansehen.
Ich
war glücklich über meine Puppe, die von mir im letzten Jahr etwas beschädigt wurde
und mit einem ausgekugelten Arm zum Puppendoktor gebracht worden war.
Sie
erstrahlte in einem neuen Outfit und die Wichtelfrauen hatten ihr ein neues
Kleid, Schuhe und Mütze gehäkelt.
Auch
ein schönes, warmes Nachthemd gehörte mit zu meinen Gaben.
Etwas
Traurigkeit kam bei mir auf, als ich mein mühsam, selbstgestricktes Geschenk,für den Weihnachtsmann, einen sehr kurz
geratenen Schal vorfand, er hatte ihn leider vergessen
mitzunehmen.
Ich tröstete mich damit, dass er ihn zum
nächsten Weihnachtsfest bekommen würde.
So hatte ich Zeit, ihn länger zu
stricken, denn er war aus Zeitmangel für den Hals des Weihnachtsmannes wohl doch ein bisschen zu kurz geraten.
Dann fragt mein Vater bei uns Geschwistern die
heilige Weihnachtsgeschichte ab, damit wir auch nicht vergaßen, dass das Christkind
im Stall von Bethlehem in der Krippe an diesem Tag geboren war.
Wir
durften Äpfel essen, Nüsse knacken, und Marzipan essen.
War
das herrlich. Aber das wunderbarste war, dass ich an diesem Abend keine Angst
hatte.
Als
wir müde wurden, lagen wir in unseren Bettchen mit vollgestopften Magen, zum Platzen-voll
von Braten, Naschereien, Plätzchen und Eindrücken.
Das
Gefühl der Harmonie und der Wärme an diesem Tag, ließ mich daran glauben, dass ich
besonders in der Heiligen Nacht von Jesus Christus beschützt wurde.
Die
Erinnerung an diese Geborgenheit der Heiligen Nacht, der Geburt des Christkindes,
versuche ich auch heute noch in mir zu erhalten.
Mit diesem schönen Gefühl in mir, kam ich
zurück in die Gegenwart.
Die Adventsbeleuchtung wurde angemacht, damit
mein Herz weiterhin hell erleuchtet bleibt und die Menschen, die sich in
unserem Haus befinden oder an unserem Haus vorbeigehen ihre Herzen auch weit öffnen
können.
Danke
in Liebe
Die Engel begleiten Dich!
Dein Erdenengelursula