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Dienstag, 10. April 2018

Liebe Mama


Liebe Mama,
Ich möchte Dir dafür danken, dass Du mich  im  März 1946 unter Schmerzen geboren hast.
Heute bin ich 72 Jahre alt und Du bist schon vor 7 Jahren gestorben.
Es liegt mir am Herzen, Dir einmal auf diesem Wege sagen zu können, was mich in meinem Leben fast im Leid versinken ließ.
Heute bin ich dankbar für das Wissen vom Herzen her, was in mir verdrängt oder mit einer Amnesie verschollen gewesen ist.
Die Erkenntnisse Jahrzehnte langen Suchens nach der entbehrten Mutterliebe, die sich durch nichts aber auch wirklich durch nichts ersetzen lässt, lässt mich dankbar werden für meinen Lebensweg.
Durch viele kleine Puzzle-Teile wurde meine Geschichte immer weiter vervollständigt.
Das Selbstbild, unerwünscht, ungeliebt, nicht dazugehörig das ich von mir hatte ließ mich  keinerlei Selbstliebe empfinden.
Liebe Mama, ich habe mich nicht aus Langeweile auf die Suche nach der Wahrheit gemacht, sondern das Leid, mein Leiden in dieser Familie hat mich dazu gezwungen.
Mein Menschsein hing am seidenen Faden, >Du darfst nicht sein, du bist unerwünscht.< spiegelte sich in Worten und Taten durch das  Verhalten der Familie , die mich geprägt hat.   
Als Dein Mann nach furchtbaren Kriegsjahren mit schwerster Verwundung nach Hause kam, warst Du schon schwanger mit mir.
Die Kriegsjahre hatten auch für Dich Entbehrungen gebracht. Du kamst aus einem Elternhaus, indem auch Du missbraucht wurdest.
Nach deiner  Heirat, zog ihr  in das Haus von den Eltern Deines Mannes.
Von Opa und Oma und wurdest dort freundlich und liebevoll aufgenommen. Dann brach der Krieg aus.
 Nach einem Heimaturlaub wurde euer  erstes Kind gezeugt.
Du liebe Mama, die wenig Liebe kennengelernt hatte und einsam war, verliebtest dich in den Jahren der Abwesenheit Deines Mannes in Deinen Schwiegervater, meinen vermeintlichen Opa.
Ich wurde das Kind der Liebe und der Sünde.
Einige Abtreibungsversuche schlugen fehl, es durfte nicht an die Öffentlichkeit kommen, der Status der ehrenwerten Familie im Dorf musste erhalten bleiben.
Der gebrochene Mann, der durch schwerste Verletzung im Krieg zeugungsunfähig geworden war, erkannte den Verrat und nach Monaten des Verschweigens die Schwangerschaft.
Von euch beiden gehasst und nicht gewollt, wuchs ich in Deinem Bauch heran. Ich habe all diese hasserfüllten Worte gehört!
Nachdem meine Geburt ein Abschütteln des lästigen Kindes war, habe ich viel Mitgefühl für Deine Hölle auf Erden.
 In der Handlung, die dann erfolgte, als ich 6 Tage alt war, sehe ich in welcher aussichtslosen Situation Du gelebt hast..
Du versuchtest mir das Kissen auf das Gesicht zu drücken und wenn Dein Gewissen und der Arzt nicht „zufällig „in der Nähe gewesen wäre, hätte ein kleines Wesen seinen letzten Atemzug gemacht.
 Diese Erstickungsanfälle haben mich ein ganzes Leben begleitet.
Die Hölle ging weiter, als Oma, die schwerhörig und halb blind war, aus Gram was in unserem Haus geschah, starb.
Ich hatte mich als Kleinkind gewundert, dass Oma mich immer ablehnte und meine Schwester(Halbschwester), vorzog.
Auf ihrem Sterbebett soll sie gesagt haben, und passt auf die Kleine auf.

Kannst Du Dich noch erinnern, Mama, als ich  3Jahre alt war?
Oder hast Du es genau wie ich es konnte, von Dir abgespalten?
Durch qualvolle Rückführungen, Angstträume, Erstickungsanfälle  und immer wieder Visionen kam ich zu dieser Trauma-Erkenntnis.
Dein Mann (mein Halbbruder) fing aus Frust über sein Leben an, mehr Alkohol zu verkonsumieren, als ihm bekam. Er richtete Strafaktionen für Dich und mich ein.
 Du musstest mit ansehen wie Dein kleines ungeliebtes Mädchen ihn oral befriedigen musste. Wie sie Sperma schlucken musste, weil Du ihn betrogen hattest mit seinem Vater.
Wie viel Angst musst Du vor seiner Brutalität gehabt haben, dass Du dabei nur still vor Dich hin geweint hast.
Dieser Mann hat uns geschlagen, missbraucht gedemütigt  und fast zerstört.

Nach sieben Jahren wurdest du wieder schwanger von Deinem Geliebten von Opa (meinem Vater) und als es entdeckt wurde, wurde  Opa, der krank war, zu seiner Tochter auf „Urlaub“ in die nächste Stadt geschickt.
 So kam meine geliebte Schwester zur Welt.
An dem Tag, an dem er sich sein zweites heimliches Kind anschauen durfte, verstarb er.
Oder nahm er sich das Leben?
Ich durfte meinen Vater, meinen einzigen Lichtstrahl in den einsamen Kinderjahren nicht mehr sehen. Er hat es nicht geschafft zu seiner Liebe, zu seinen Kindern, zu mir und zu meiner Schwester zu stehen.
Danach wurden die Missbräuche außer Schlägen und Manipulationen weniger.

Als ich 10 Jahre alt war wiederholte es sich in einer etwas anderen Form.
Ich wurde von meiner Halbschwester mit Drohungen von einer Geburtstagsfeier einer Schulkameradin nach Hause zitiert.
Liebe Mama weißt du noch, wie Du vor Angst gezittert hast, im Wohnzimmer hast du gesessen und  Dich an meiner kleinen 2-jahrigen Schwester festgehalten.
Du sagtest zu mir:“ Dein Vater ist wütend auf Dich, er ist krank, du sollst sofort in sein Schlafzimmer kommen.“
Mit dem Gummiknüppel auf dem Nachtschrank befahl er mir, mich nackt auszuziehen. Im Liegen warf er mich wütend über sein Geschlechtsteil, dass durch die Bettdecke von meinem nackten Körper getrennt war. Er schlug so lange auf mich ein, bis er einen Orgasmus bekam.
 Inzwischen platzte durch die Schläge meine Haut in Striemen auf.
Seine Brutalität hielt an, als sein Orgasmus ihn erlöste.
Aus diesem Teil meines Lebens konnte ich mich nicht durch Abspaltung oder Beamen zu den Engeln in Sicherheit bringen.
Tausend  innerlicher Tode bin ich gestorben und ich kann mich nicht erinnern, dass ich einen einzigen Schrei ausgestoßen zu haben..

Wo warst Du Mama, warum hast du mich nicht beschützt?

Mein ganzes bisheriges Leben, habe ich keine Ruhe gefunden, weil ich mit der Prägung dieser Erlebnisse immer anders war als andere.
In der Familie gingen diese Ausgrenzungen weiter, bis ich mich von ihnen zurückzog, um endlich wieder an mich glauben zu können.
 Mein Selbstbild bekam wieder Liebe von mir, weil ich mich endlich nicht mehr schuldig fühlte für meine Existenz.
Ich möchte Dir, liebe Mama sagen, dass ich Dich unendlich geliebt habe, denn sonst hätte ich Dein Leid nicht mitgetragen, ich wäre einfach gestorben..
Traurig bin ich über unsere Familie, denn es wurde ihnen ein  Engel gesandt, um das Familienkarma zu erlösen, sie wollten es nicht erkennen.

Diesen viel zu schweren Mantel des Schmerzes lege ich jetzt ab, denn ich habe es verdient leichter und in Freiheit meinen Weg zu gehen.

Ich habe überlebt, bin nicht süchtig nach Alkohol, nicht Tabletten- oder Drogenabhängig, nicht depressiv, ich liebe meine Arbeit und versuche bei meinen Kindern und Enkelkindern kein Liebesdefizit aufkommen zu lassen.

Mir und meinem Leben begegne ich mit Ehrfurcht und Liebe.

 Für die Erkenntnisse über euer Leben, liebe Mama, bin ich der Geistigen Welt sehr dankbar, ich war nie allein, die Engel haben mich auf meinem Weg mit ihrer Liebe und Wahrheit begleitet, sonst hätte ich es vermutlich nicht geschafft.


Es ist nun an der Zeit, liebe Mama, mir mein Leben zurückzuholen, das ich fast für Dich gegeben hätte.
Ich entziehe Dir, geliebte Mutter, die Macht über mein Leben, die dieses Familienkarma hatte, weil ich mein Leben noch mehr liebe als Dich.

Endlich kann ich mit meiner Geschichte  Frieden schließen, um zu vergeben.
In Liebe  Deine Tochter


Die Engel begleiten Dich

Dein Erdenengelursula

1 Kommentar:

  1. :-(
    Es tut mir richtig weh,das so zu lesen.. Es ist bewunderndswert, was für ein toller Mensch Du trotz allem geworden bist. Ich bin sooo froh, dass ich Dich kennengelernt hab und Du mir beim Aufräumen in meinem Leben hilfst, dass ich hoffentlich auch bald weiß, wer ich wirklich bin,unter diesen ganzen Hüllen von verdrängtem Schmerz.Aber ich finde mich schon cool und mag mich täglich mehr,weil ich hinter mir stehe und mich von keinem mehr verbiegen lasse..
    <3 Birte, Dein größter Fan :-)

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