Begegnung
mit dem Troll
Man
hätte den Tag eigentlich einen schönen Herbsttag nennen können, wenn da nicht
diese gebeugte, ältere Frau gewesen wäre.
Ihr sah man die Last des Lebens an.
Sie
lief schwer auf ihren Stock gestützt, durch die Straßen des kleinen Dorfes.
Ihre Schultern waren hochgezogen als hätte sie vor etwas Angst oder würde gar
ein Bündel Holz auf ihren Schultern tragen. Sie konnte den Kopf auch nicht mehr aufrecht
tragen und schaute deshalb nur noch auf den Gehweg.
Wenn
die Leute aus dem Dorf sie grüßten, nickte sie mit dem Kopf und schaute ängstlich
zur Seite.
Alle
im Dorf wussten über ihr Schicksal, das Leben war nicht gerade sanft mit ihr
umgegangen. Sie lebte in ihrem kleinen Häuschen mit ihren Enten.
Darum wurde
sie mitunter von den Kindern gehänselt, indem sie hinter ihr her riefen:“ De
Entenolsch kümmt.“(übersetzt aus dem Plattdeutschen: die Entenfrau kommt).
Für
die Kinder sah sie so aus, wie die Hexe im Märchen von Hänsel und Gretel.
Wenn
sie durch das Dorf lief, und schaute doch einmal hoch, bemerkte sie, das sich in
den schmucken Häusern hinter den weißen Gardinen etwas bewegte.
In ihrem vergrämten
und verbitterten Gesicht zuckte es. Ein Gesicht, dem man ansah, dass der
Schicksalspflug schon viele Furchen darin gegraben hatte.
Aber
welches ihrer Mitmenschen machte sich die Mühe, darin zu lesen. Sie waren alle
mit sich selbst beschäftigt, denn jeder hat ja seine Sorgen.
Die
alte Verbitterung kam wieder in ihr hoch. Gleichgültigkeit dachte sie, ist
vielleicht menschlich aber Verurteilung für etwas was lange zurücklag und was
lange gesühnt war, ist grausam.
Sie
zog sich das Tuch tiefer in die Stirn und ging schwerfällig und mutlos weiter
ihre Runde, die sie einmal am Tage machte, um Bewegung für ihren gichtgeplagten
Körper zu haben.
Als
sie nun um die Ecke in den Feldweg einbog und ein Stück des Weges gegangen war, hatte sie
plötzlich das Gefühl vor ihren Füßen
bewegte sich etwas. Sie dachte an eine kleine Feldmaus.
Doch als sie richtig hinsah, riß sie die Augen
erstaunt auf und das mußte sie schon,
denn sonst hätte sie den kleinen Troll nicht sehen können.
Aber
als der kleine Kerl dann auch noch anfing mit ihr zu sprechen, dachte sie bei
sich, nicht auch das noch, jetzt verliere ich auch noch den Verstand.
Der
kleine freche Kerl kaute lustig an einer Wurzel. Er schmatzte ganz
fürchterlich, legte den Kopf schief zur linken Seite und fragte: „ Warum bist
Du denn so traurig?
Schau,
wenn ich mal traurig bin, dann esse ich eine Wurzel, die ich mir aus unserer
guten Mutter Erde gegraben habe. Du weißt ja, Wurzeln kommen aus der Heilkraft
der Erde und sind gut für die Augen. Dann sehe ich die Welt gleich mit anderen
Augen.“
Schon hatte er der Frau eine Wurzel in die
Hand gedrückt und forderte sie auf, sie zu essen. Sie murmelte etwas wie:“ Kann
ich nicht beißen mit meinem Gebiss.“
Der kleine Troll kletterte an ihr hoch und saß
nun auf ihrer Schulter, schob ihr die Wurzel in den Mund und siehe da, die
Wurzel war butterweich.
Plötzlich
war ihr als ginge die Sonne auf, sie nahm wahr, dass die Blumen blühten und die
Vögel ein Lied zwitscherten, als würden sie ihr zu Ehren ein Konzert
veranstalten.
Ein
Hund streunte umher, kam an sie heran, leckte ihr die Hand als würde er ihr
sagen wollen: es wird alles wieder gut.
Sie
streichelte ihn und seine Liebe war Balsam für ihre Seele.
Sie
schob das Kopftuch in den Nacken und wollte sich bei dem Troll bedanken, doch
der war schon über alle Berge um anderen verzweifelten Menschen seine Wurzel anzubieten.
Und das ist nicht immer leicht, denn es gab Menschen die
keine Hilfe annehmen wollten und weiter leiden wollten.
Später ging die Frau hocherhobenen Hauptes,
mit strahlenden Augen durch das Dorf.
Wenn ihr ein Mensch begegnete grüßte sie
mit offenem Blick. Es erschien den Menschen
so, als würde ihr schlohweißes Haar leuchten wie ein Heiligenschein.
Wunder geschehen immer wieder, ganz unverhofft, wenn man gar
nicht damit rechnet.
Bleibe offen für Wunder. Sie mögen sich Dir
in der Begegnung eines Engels in
Menschengestalt zeigen, der Dir mit einem freundlichen Satz, die Antwort auf
Deine Problem gibt. Oder eine Blume am Wegesrand will Dir mit ihrem Duft und ihrer strahlenden Farbe sagen,
hallo ich blühe hier für Dich, öffne Deine Sinne für die Schönheit der Natur..
Überall geschehen Wunder, in der Stille, weg
von der Hektik, die uns alle immer wieder ergreift. Sie warten auf Dich, dort wo Du noch deine innere Stimme hörst. Die
Natur ist voll von feinstofflichen Wesen.
Wann
hast du das letzte Mal auf einer Wiese im Gras mit Wildblumen gelegen, in den Himmel
geschaut und Gott gedankt, dass Du den liebevollen Blick für das Wesentliche, nämlich für die Zeit mit
Dir selbst nicht verloren hast.
Die Engel begleiten
Dich
Dein
Erdenengelursula
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